Zukunft der Wilmersdorfer Straße mitgestalten!

Große Anfrage - Oktober 2023

Wilmersdorfer Straße 
Bild: René PowilleitWilmersdorfer Straße Bild: René Powilleit

1. Welche Überlegungen bestehen seitens des Bezirksamtes nach der Bestandsanalyse im Rahmen des Standortmanagements auf der Wilmersdorfer Straße?

Die Arbeitsergebnisse des Standortmanagements, insbesondere die Bestandsanalyse und die sich daraus ergebenden Handlungsempfehlungen sowie die aufgestellten Leitlinien, zeigen auf, dass eine zielführende Entwicklung der Straße nicht allein aus den personellen Kapazitäten und finanziellen Möglichkeiten des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf geleistet werden kann. Deshalb hat sich das Bezirksamt auf Basis der Arbeitsergebnisse des Standortmanagements (Bestandsanalyse und Leitbildererstellung) sowie der TU- KomPAS- Studie für den Erhalt von Fördermittel aus dem Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren und Quartiere“ beworben. 

Dem Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren und Quartiere“ stehen jährlich für 4 Standorte in Berlin rund 45 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung. Das Programm soll Leerstände in Einzelhandelsflächen entgegenwirken und belebte Geschäftsstraßen erhalten. Außerdem wird die klimaresiliente Umgestaltung unterstützt.

Das Bezirksamt konnte sich erfreulicherweise in der ersten Bewerbungsstufe gegen 14 weitere Bewerber durchsetzen. Nun muss es in der zweiten Stufe ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erarbeiten, um endgültig in die Förderung aufgenommen zu werden, um dann ab 2025 Gelder für die Wilmersdorfer Straße zu erhalten.

Diesbezüglich steht die Wirtschaftsförderung im engen Austausch mit der Abt. Stadtentwicklung, die als zuständige Fachverwaltung das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (kurz: ISEK) erstellen muss. Alle Arbeitsergebnisse des Standortmanagements sowie der KomPAS-Studie werden als wertvolle Vorarbeit in das ISEK einfließen. 

2. Welche Maßnahmen der bezirklichen Wirtschaftsförderung sind nach dem Abschluss des Standortmanagements in der Wilmersdorfer Straße geplant?

Die Wirtschaftsförderung hat und wird sich auch weiterhin im Rahmen der vorliegenden Bestandsanalysen und Leitlinien mit den jeweiligen Fachämtern intensiv über Maßnahmen betreffend einer positiven städtebaulichen Entwicklung sowie zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität austauschen und beraten. Gemeinsam mit dem Tiefbauamt und der AG Wilmersdorfer Straße hat die Wirtschaftsförderung eine erste Aufwertung der Verlängerung der Fußgängerstraße mit mobilen Sitzmöbeln (temporäre Möblierung) und Pflanzkübeln umgesetzt. Diese Maßnahmen gelten jedoch nur als Übergangslösung, denn der neu geschaffene Aufenthaltsort soll zunächst als Experimentierraum für die Stadtgesellschaft genutzt werden. Gemeinsam mit den Anwohnern und Gewerbetreibenden möchte das Bezirksamt verschiedene Aufwertungsideen ausprobieren und auf Tauglichkeit und Akzeptanz prüfen, bevor endgültige Entscheidungen erfolgen, so z.B. die Idee einer Kunstmeile, spezifische Angebote für Alterskohorten, Interaktionen mit den Gewerbetreibenden in dem neuen Fußgängerbereich. Schaffung von Diskussions-/Kommunikationsräumen. Ein weiteres Thema ist die Überlegung der Wirtschaftsförderung, die Wilmersdorfer Straße bei der Beantragung eines BIDs zu unterstützen, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen. (Business Improvement District = ist ein räumlich umrissener Bereich, in denen die Grundeigentümer und Gewerbetreibenden gemeinsam versuchen, die Standortqualität durch Maßnahmen zu verbessern, die durch eine „Zwangsabgabe“ der Grundstückseigentümer finanziert werden.) Best Practice ist das leider abgelaufene BID-Projekt am Ku‘damm (Ansprechperson Romy Schubert).

Durch die Zusammenlegung der AG Wido mit der AG City ist es nun organisatorisch leicht umsetzbar, dass das geplante Nachfolge-BID Ku‘Damm-Tauentzien mit einem eigens für die Wilmersdorfer Straße skizzierten BID erweitert wird. Zudem profitiert man von den wertvollen Erfahrungen der erfolgreichen BID-Projektleiterin Romy Schubert der AG City. 

3. Welche Anreize wurden geschaffen, um einen Gewerbemix anzusiedeln?

Zunächst ist festzustellen, dass die Wilmersdorfer Straße über einen hohen Gewerbmix verfügt. Diesen gilt es als Aspekt der Vielfalt in der Straße zu erkennen, wertzuschätzen und weiterzuentwickeln. Lediglich bei einem reduzierten Blick auf den Abschnitt der Fußgängerzone kann dieser Frage eine gewisse Berechtigung zugeordnet werden. Ein zentrales Ergebnis des Standortmanagements ist das Leitbild für die Wilmersdorfer Straße, das in einem integrierten Prozess mit einer Vielzahl an Akteuren und der breiten Öffentlichkeit entwickelt wurde. Im Leitbild wird mit der Leitlinie "die wilmersdorfer straße PRODUZIERT zukunft" deutlich auf den Ausbau kooperativer Produktions- und Distributionsverfahren über den stationären Einzelhandel in der Straße abgestellt. Neue Ökonomien, zirkuläre Produktion und Firmen für Vertical und Urban Farming direkt in Straße anzusiedeln, adressieren einen vielfältigen Gewerbemix. Dieser bezieht sich insbesondere auf potentielle Standorte in der Fußgängerzone und kann als direkter Anreiz für die Entwicklung dieses Teilabschnitts verstanden werden. Die Leitlinie "die wilmersdorfer straße lebt VIELFALT" unterstreicht den eingangs genannten Punkt, dass die Straße bereits über einen vielfältigen Gewerbemix verfügt. Zentral ist dabei allerdings, dass dieser vielfältige Gewerbmix allein zur zukunftsfähigen Entwicklung der Straße nicht ausreichen wird. Vielfalt einer Geschäftsstraße erfordert Öffnung auch für andere, soziale und kulturelle Nutzungen, die den Gewerbemix im Einzelhandel ergänzen. Sie sind als indirekte Frequenzbringer zu verstehen.