Bezirk gibt Karstadt an der Wilmersdorfer Straße auf
Charlottenburg-Wilmersdorf: Bürgermeisterin sieht keine plausible Perspektive für den Standort
Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf scheint sich von der Möglichkeit eines Weiterbetriebs des Karstadt-Warenhauses in der Wilmersdorfer Straße verabschiedet zu haben. Laut Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch (Grüne) enthalte das Konzept von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) für einen abgespeckten Weiterbetrieb keine plausible Perspektive für den Standort. "Es ist damit auch ausgeschlossen, dass die öffentliche Hand einen Weiterbetrieb einer abgespeckten Warenhaus-Version subventioniert", teilt sie mit. Damit wird das Aus für Karstadt in der Charlottenburger Straße zum Januar 2024 immer wahrscheinlicher.
Schon in den vergangenen Wochen wirkten die Akteure zunehmend resigniert. Betriebsratschef Andreas Werner sagte auf einer Podiumsdiskussion im Juni: "Die Gräben sind so tief, dass es wahrscheinlich so weit kommt." Viele Angestellte waren da schon in neuen Beschäftigungsverhältnissen. Bereits damals kritisierte die Bezirksbürgermeisterin das mangelhafte Konzept von Galeria Karstadt Kaufhof für einen Kaufhaus-Weiterbetrieb. Eine Anfrage der Berliner Morgenpost zu den Vorwürfen an GKK blieb zunächst unbeantwortet.
Rückblick: Im Oktober 2022 wurde bekannt, dass der insolvente Warenhauskonzern seinen Filiale in der Wilmersdorfer Straße zum Jahresbeginn 2024 schließen will. Es regte sich Protest. Die Gewerkschaft Verdi und die Bezirkspolitik wollten sich für einen Erhalt der Arbeitsplätze einsetzen. Aber die Lage war kompliziert: Die Signa-Holding, ihres Zeichens Eigentümer von GKK, ist in der Wilmersdorfer Straße nicht der Eigentümer des Gebäudes. Grundstück und Objekt gehören dem Immobilieninvestor Redevco. Die Fronten waren verhärtet. Knackpunkte sollen die Miete und ein fehlendes neues Konzept gewesen sein.
Bauch hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen versucht, zwischen dem Eigentümer des Gebäudes in der Wilmersdorfer Straße und Galeria Karstadt Kaufhof zu vermitteln. Nach mehreren Aufforderungen habe die GKK der Bezirksbürgermeisterin angeboten, die Galeria-Filiale in Berlin-Tegel zu besuchen, in der das für die Wilmersdorfer Straße vorgeschlagene Konzept Galeria 2.0 umgesetzt würde. Überarbeitetes Angebot, mehr Online, weniger Verkaufsfläche. Doch das war dem Bezirk nicht konkret genug.
So habe das Bezirksamt auf der Grundlage der Standortbegehung in Tegel und einer von GKK vorgelegten Konzeptbroschüre an der TU Berlin eine wissenschaftliche Kurz-Stellungnahme beauftragt. Diese sei zu dem Schluss gekommen, dass die GKK kein zukunftsfähiges Konzept für den Standort Wilmersdorfer Straße vorgelegt hat. Die Broschüre vermittle "bezogen auf den erheblichen Seitenumfang nur wenige konkrete Inhalte", heißt es. Stattdessen: Fotos, Visualisierungen und Marketing-Slogans. Der Bezirk hatte nun genug.
"Die Ergebnisse der Analyse bestärken mich in der Annahme, dass die GKK keine ortsspezifische Vision für den Standort Wilmersdorfer Straße hat. Der Wille, den Standort sinnvoll zu entwickeln, ist daher für mich nicht erkennbar", wird Bürgermeisterin Kirstin Bauch in einer Pressemitteilung zitiert. Nun gehe es darum, innovative Konzepte für die Zwischennutzung des Standorts zu besprechen und einen städtebaulichen Vertrag zu verhandeln. Denn der Eigentümer will langfristig auf dem Gelände des jetzigen Kaufhauses eine Mischung auf Wohn- und Geschäftseinheiten neu bauen - dann wohl endgültig ohne Karstadt-Kaufhaus.